Mittwoch, 5. Mai 2010

Wer bezahlt die Zeche in Griechenland?

Athen - Wie ein Trümmerfeld sieht sie aus, die Straße vor der Marfin-Bank. Mitten in der Innenstadt  liegen Steine und Glassplitter auf dem Asphalt. Noch immer steigt Rauch auf. Die Schaufenster des Altbaus sind eingeschlagen. Bei dem von den Gewerkschaften GSEE (private Wirtschaft) und ADEDY (öffentlicher Dienst) ausgerufenen dritten Generalstreik ist die Gewalt eskaliert. Vermummte warfen Brandbomben in geöffnete Bank. Drei vollkommen unschuldige Mitarbeiter der Bank mußten sterben. Zwei weibliche und ein männlicher Mitarbeiter, sie sind die ersten Toten dieser Protestwelle. Ministerpräsident Giorgos Papandreou spricht von einer "mörderischen Tat".

Dabei hatte friedlich begonnen. Am Morgen des Mittwoch versammelten sich etwa 30.000 Menschen zu einer Protestkundgebung. Die Menschen sind wütend über die radikalen Sparpläne der Regierung, die diese mit den Euroländern und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) im Gegenzug für Kredithilfen in Höhe von 110 Milliarden Euro für die kommenden drei Jahre ausgehandelt hat. Die größte Finanz- und Wirtschaftskrise soll auf dem Rücken der Arbeiterklasse ausgetragen werden.

Wiederholt versuchen die Gewerkschaften, das von der Polizei geschützte Parlamentsgebäude zu stürmen. Dort sollen am Donnerstag die griechischen Abgeordneten dem umstrittenen Sanierungspaket mit heftigen Gehaltskürzungen und Steuererhöhungen zustimmen. Immer wieder werfen mit Tüchern und Kapuzen Vermummte aus den Protestzügen Molotow-Cocktails und zertrümmern mit Eisenstangen Schaufensterscheiben. Andere schleudern Pflastersteine oder werfen Autos um. Die Polizei setzt Tränengas und Blendgranaten ein. Das Haus in dem die Marfin-Egnatia-Bank sitzt wird stark beschädigt und brennt teilweise aus. Mindestens zwei weitere Gebäude stehen in Flammen, eines davon gehört zum Finanzministerium.

Nach dem Tod der drei Bankangestellten zeigt sich Ministerpräsident Giorgos Papandreou sichtbar entsetzt. "Die heutigen Toten sind die Opfer einer mörderischen Tat", sagt er vor dem Parlament. Der sozialistische Regierungschef und Vorsitzende der Sozialistischen Internationale kündigt an, dass die Polizei hart gegen Gewalttäter vorgehen werde. "Protest ist die eine Sache, Töten eine andere." Nach diesen dramatischen Ereignissen legt das Parlament eine Schweigeminute ein.


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